Grenzen der Nutzung von Alkohol-Treibstoffen

Grenzen der Nutzung von Biokraftstoffen

Nun noch ein kurzer Blick auf die Grenzen dieser Energienutzungsmethode, die auch nur unter gewissen Vorbehalten als ‚alternativ’ bezeichnet werden kann.

So beträgt der Heizwert bei Holz z.B. nur die Hälfte dessen von Kohle und sogar nur ein Drittel dessen von Erdöl. Eine großflächige Ent­waldung ist gefährlich – man betrachte nur die schlimmen Folgen des Holzkahlschlags, als dieses seine Anwendung als Heiz- und Reduktionsmittel in der früher Metallurgie fand. Syrien ist ein ‚gutes’ Beispiel für die wiederholten Eingriffe und ihre Folgen. Man findet dort heute fast nur noch kahle, nackte Berge: die Phönizier bauten viele Schiffe, die Osmanen besaßen viele holzbefeuerte Lokomo­tiven und die Beduinen viele Ziegen, welche das nachwachsende Grün endgültig ausrotteten (im Gegensatz zu Schafen ziehen Ziegen ihre Nahrung samt Wurzeln aus dem Boden, die Pflanze kann also nicht mehr nach­wachsen)­.

Zurückkommend auf die heutige Situation finden sich in den neuen großtechnischen Verfahren die Sammlung und der Transport des Holzes oder der anderen Pflanzen über große Entfernungen hinweg als Positionen mit hohen Kosten wieder, außerdem ist das ganze – besonders im Vergleich zum Transport flüssiger oder gasförmiger Medien – recht mühsam, es bedarf ferner spezieller und neu zu  entwickelnder Einrichtungen, und schließlich bilden die vorhandenen Nutzflächen eine weitere Grenze.

Fachleute vom Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung kritisierten außerdem, daß der Biomassenanbau in Monokulturen den Einsatz großer Mengen an Düngern und Pestiziden erforderlich macht. Endgültige Ökobilanzen liegen 1996 noch nicht vor. Für den Anbau und Transport der agrarischen Grundstoffe des Biosprits muß außerdem so viel fossiler Brennstoff eingesetzt werden, daß insgesamt kaum CO2-Einsparungen erreicht werden.

Zu negativen Seiten des Rapsanbaus gehören der hohe Flächenbedarf und ebenfalls die Notwendigkeit von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Maximale Erträge werden nur mit hohen Stickstoffgaben erzielt, Raps entzieht dem Boden außerdem Basen. Bei der Düngung der Rapsfelder entstehen erhebliche Mengen Lachgas, das den Treibhauseffekt 300mal mehr beschleunigt als Kohlendioxid. Raps kann auch nur in Fruchtfolge angebaut werden – also alle vier Jahre, und eine Monokultur ist normalerweise nicht möglich. Pro Hektar Rapsfeld kann maximal eine Tonne Öl gewonnen werden. Rapsöl-Methyl-Ester ist außerdem leicht giftig, aggressiv gegenüber vielen Kunststoffen, er hat fast lösemittelartige Eigenschaften und hinterläßt sogar auf Autolack häßliche Schlieren. Biodiesel ist nur begrenzt wintertauglich, und bei längerer Lagerung entmischt er sich selbst.

Bei der Veresterung treten Verarbeitungsverluste bis zu 30 % auf, und für die dabei anfallenden Abfallstoffe (z.B. Glyzerin) gibt es noch keine sinnvolle Entsorgung.

Der Anbau lohnt sich nur durch die hohen EG-Subventionen, sonst würde ein Liter Biodiesel aus Raps an der Tankstelle etwa 2,50 DM kosten (Stand 1991). Die Studie ‚Ökobilanz Rapsöl’ des Umweltbundesamtes (UBA) besagt 1992, daß Kfz-Brennstoff aus Rapsöl keine ökologischen Vorteile gegenüber Treibstoffen auf Rohöl-Basis hat. Bei der Verbrennung des Bio-Diesels entstehen sogar 10 % mehr gesundheitsschädliche Aldehyde und 10 % mehr Stickoxide.

Forscher der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig finden in einem Laborversuch mit Bakterien Mitte 2006 heraus, daß Rapsölabgase ein zehnfach höheres Krebsrisiko aufweisen als die von fossilem Diesel. Obwohl die Wissenschaftler betonen, daß es sich dabei lediglich um eine Vorstudie handelt und das Ergebnis auch nicht für Biodiesel gelte, kommt postwendend scharfe Kritik vom Verband der Pflanzenöl-Hersteller. Diese sehen in dem Test einen Versuch, Rapsöl als alternativen Treibstoff zu diskreditieren.

Die höheren Beimischungsquoten in Deutschland und anderen EU-Staaten werden möglicherweise zu stark ansteigenden Importen von Biomasse aus der ganzen Welt führen, wie zum Beispiel zu Palmöl-Einfuhren für die geplante Biodiesel-Raffinerie bei Emden. In Asien gehen schon jetzt jedes Jahr durch die Anlage von Palmöl-Plantagen mehr als eine halbe Million Hektar Regenwald verloren. Jedes Prozent Palmöl-Sprit im Tank reduziert zwar den CO2-Ausstoß von Autos hierzulande, heizt aber dafür gleichzeitig den Treibhausgas-Ausstoß auf der anderen Seite des Planeten weiter an. Da ein exakter Nachhaltigkeitsnachweis, wie er vom Gesetzgeber gefordert wird, oft unmöglich ist, verzichtet die britische RWE-Tochter Npower im November 2006 darauf, als erster britischer Energiekonzern Strom aus Palmöl zu produzieren.

In Schweden zeigt sich auch noch ein ganz anderes Problem: Schornsteine, die für Heizölrauch mit etwa 250°C ausgelegt waren, platzen und setzen die Häuser in Brand, als sie von 700°C heißem Holzrauch durchzogen werden.

Bisher hat Biodiesel in Deutschland trotz allem eine nur geringe Bedeutung: 2005 fließen 1,9 Mio. t durch die Zapfhähne in Deutschland – im Vergleich zum Rohölverbrauch von gut 100 Mio. t.

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