Das Phönix Projekt

Solartechnologie die Solarinitiative das Phönix Projekt

Die besondere Bedeutung dieses Projekts liegt in der Quantität an Anlagen, die im Zuge der Aktivitäten von Phönix errichtet wurden. Deshalb haben wir es hier gesondert aufgeführt.

Der Bund der Energieverbraucher startet im April 1994 die Phönix Solarinitiative, bei der durch bundesweite Großeinkäufe standardisierter Solaranlagen die Preise für den Endverbraucher um ein Drittel gesenkt werden können (auf 5.000 bis 8.000 DM). Das Gründerteam besteht u.a. aus Experten vom Fraunhofer Institut, dem Öko-Institut und der Deutschen Gesellschaft für Solarenergie.

Der Einbau in Eigenregie auf Basis gegenseitiger Nachbarschaftshilfe bringt ebenfalls eine Kostenreduzierung. In dem Projekt engagieren sich zahlreiche Solargruppen und bringen ihre jahrelangen Erfahrungen mit ein. Ein großes ehrenamtliches Beraternetz informiert die Interessenten durch Vorträge, Gespräche, Videofilme und Besichtigungen gut funktionierender Anlagen. Die Berater vermitteln den Bezug der Anlagen und organisieren oder leiten die Selbstmontage, wenn sich dafür – ähnlich wie in Österreich und der Schweiz (s.o.) – Gruppen zusammenfinden. Außerdem arbeitet Phönix völlig ohne staatliche Förderung, Zuschüsse oder Subventionen, das Projekt wird aber von allen großen Umweltverbänden aktiv unterstützt (BUND, Naturschutzbund, WWD, Greenpeace, Eurosolar usw.).

Nach einer öffentlichen Ausschreibung werden von einem unabhängigen Fachgremium drei hochwertige und zugleich günstige Anlagen ausgesucht, die auch schnell und einfach zu montieren sind. Sie sind für die Warmwasserbereitung von 4- bis 5-Personen-Haushalten geeignet:

NamePhönix 1 Phönix 2 Phönix 3
 ‚Die preisgünstige Anlage’‚Die kompakte Anlage’‚Die größere Anlage’
Eignung4-Personen-Haushalt4-Personen-Haushalt4- bis 5-Personen-Haushalt
Größe2 Kollektoren à 2,3 m21 Kollektor mit 4,4 m23 Kollektoren à 2 m2
Speicher300 l300 l400 l
Preis4.800 DM inkl. MWSt.5.300 DM inkl. MWSt.5.900 DM inkl. MWSt.
AnbieterSolarbau, WaldburgSE-System, MerzigViva-Solar, Koblenz

Im Juni 1994 geht die erste Anlage in Betrieb, und im August stehen bereits 170 Berater und Installateure zur Verfügung. Doch viele Solarhändler und Hersteller sehen sich durch das Phönix-Projekt in ihrer Existenz bedroht. Durch Preisdumping, Ausschaltung des Handels und ehrenamtliche, unbezahlte Tätigkeit erobert Phönix den Markt, macht die Preise kaputt und zerstört das, was in jahrelanger entbehrungsvoller Tätigkeit aufgebaut worden ist, lauteten die Befürchtungen. Da sich Phönix neben der Aufforderung zur Eigenleistung aber auf die o.g. Standardanlagen beschränkt, erschließt das Projekt vielmehr neue Käuferschichten, und die Sorgen erweisen sich bald als unbegründet. Außerdem bewirkt die aktive Öffentlichkeitsarbeit von Phönix eine Stimulierung des Gesamtmarktes.

Nach einem Jahr gibt es schon 300 Berater, es sind bereits über 1.000 Anlagen installiert, und täglich werden etwa 12 neue bestellt. 1996 hat Phönix bereits 500 Berater und über 6.000 zufriedene Kunden. Außerdem wird für die kleine und die mittlere Anlage eine erneute Ausschreibung durchgeführt. Es werden 400 Hersteller im In- und Ausland angeschrieben, von denen allerdings nur 19 Angebote eingehen. Nach der Endauswahl stehen für 1997 nun folgende Anlagen zur Auswahl, wobei auffält, das die Unterschiedlichkeit der verschiedeen Modelle zugenommen hat – und entsprechend natürlich auch der Preis:

NamePhönix A Phönix B Phönix C
 ‚Die ökologische Anlage’‚Die kompakte Anlage’‚Die große Anlage’
Eignung4-Personen-Haushalt5- bis 6-Personen-Haushalt4- bis 5-Personen-Haushalt
Größe2 Kollektoren à 2,4 m23 Kollektor mit 2,3 m23 Kollektoren à 2,7 m2
Speicher300 l400 l500 l
Preis4.900 DM inkl. MWSt.6.500 DM inkl. MWSt.7.700 DM inkl. MWSt.
AnbieterKasterka, SaarbrückenSolar-Projekt, WeingartenSolarVison, Karlsbad

Bis Ende 1997 hat Phönix bereits über 8.000 Solaranlagen vermittelt, und inzwischen unterstützen viele Städte die Initiative durch Partnerschaften, darunter Sindelfingen, Memmingen, St. Wendel und Frankfurt/Main. Später kommen noch Stuttgart, Düsseldorf und Saarbrücken dazu.

Phönix-Designelemente

Durch diesen überwältigenden Erfolg ist Phönix bald die größte Solarinitiative Europas. Und was 1994 mit thermischen Solaranlagen begann, wird ab 1998 – unterstützt von der EU – mit Solarstromanlagen weitergeführt: Angefangen von kleinen Anlagen unter 100 W bis zu großen Anlagen mit fast 2 kW (s.d.). Außerdem werden Mitte 1998 auch bunte Design-Elemente eingeführt, mit denen sich die Anlagen zum ‚Zentrum einer künstlerischen Gestaltung von Dach und Gebäude’ werden.

Nach fünf Jahren gibt Phönix bekannt, daß die inzwischen 450 Berater bislang über 13.000 Anlagen vermittelt habe. Mit 16,3 % Marktanteil ist das Projekt vor seinen Mitbewerbern weit führend. Zu den 10 am stärksten vertretenen Kollektor-Systemlieferanten zählen noch: Solar Diamant (mit 8,5 %), Viva Solar (8,1 %), Wagner & Co. (6,9 %), Viessmann (6,8 %), Paradigma (5,1 %), Elco Klöckner (4,9 %), pro solar (4,7 %), Stiebel Eltron (4,5 %) und Solvis (3,7 %).

Ab 1999 wird in Zusammenarbeit mit der Firma Solar Projekt Energiesysteme GmbH in Weingarten eine neuartige Low-Flow-Anlage entwickelt. Statt eine große Wassermenge im Kollektor nur geringfügig zu erwärmen, wird bei der Low-Flow-Technik eine geringe Wassermenge schneller und stärker erwärmt. Durch die schlangenförmige Anordnung sehr dünner Röhrchen ist der Fließwiderstand hoch, der Wasserdurchsatz ist um 70 % geringer als bei herkömmlichen Kollektoren, und die Flüssigkeit wird stark verwirbelt. Dadurch wird die Wärmeübertragung vom Absorber auf das Wasser wesentlich verbessert. Nach den Messungen des Testinstituts Rapperswil entspricht die Leistung der ‚Amadeo-Anlage’ der einer guten Vakuumröhren-Kollektoranlage. Sie gilt als eine der modernsten Anlagen überhaupt, ist besonders einfach zu montieren und wird zu diesem Zeitpunkt mit zusätzlich 300 DM gefördert, da sie über ein integriertes Funktionskontrollgerät (sprich Wärmemengenzähler) verfügt.

Um auf die sich wandelnden Ansprüche besser eingehen zu können und mit der Marktentwicklung Schritt zu halten, wird 1999 aus der Phönix Solarinitiative heraus die Phönix SonnenWärme AG in Berlin gegründet. Phönix tritt seitdem selbst als Hersteller auf, und die Ingenieure und Techniker des Unternehmens entwickeln, planen, berechnen und beraten. Eine eigenständige Forschungsabteilung entwickelt eine solar angetriebene Kältemaschine, die 2006 kurz vor der Marktreife steht. Parallel dazu ist das Unternehmen heute in Frankreich, Spanien, Belgien und Polen vertreten.

Ebenfalls 1999 geht aus der Phönix Solarinitiative übrigens die Phönix SonnenStrom AG in Sulzemoos bei München hervor.

Phönix zählt mit der Erfahrung von weit über 24.000 verkauften Anlagen der verschiedensten Leistungsklassen zu den kompetentesten Solarunternehmen weltweit (Stand 2006).