Studie zur ökonomischen Dimension der biologischen Vielfalt wird von Bonn aus vorangebracht

Studie zur ökonomischen Dimension der biologischen Vielfalt wird von Bonn aus vorangebracht

Berlin –

Studie zur ökonomischen Dimension der biologischen Vielfalt wird von Bonn aus vorangebracht

Gabriel: „Wir können uns wirtschaftlich den Schutz der Natur leisten, nicht aber deren Zerstörung“

Die von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und EU-Umweltkommissar Stavros Dimas initiierte Studie zu den ökonomischen Aspekten der biologischen Vielfalt wird ab jetzt von Bonn aus ihre weltweiten Arbeiten koordinieren. Gabriel zeigte sich anlässlich der Eröffnung des UN-Büros für die Durchführung der Studie sehr zufrieden, dass es dem Bundesumweltministerium gelungen ist, eine international renommierte Initiative an den UN-Standort am Rhein zu holen. Für die Studie hat inzwischen das UN-Umweltprogramm (UNEP), das von Achim Steiner geleitet wird, die Schirmherrschaft übernommen.

Die 2007 initiierte Studie „Die Ökonomie von Ökosystemen und der Biodiversität“ (The Economics of Ecosystems and Biodiversity, TEEB) wird von dem Ökonomen Pavan Sukhdev geleitet. Sukhdev ist Generaldirektor und Leiter der Abteilung „Globale Märkte“ der Deutschen Bank AG in London. Erste Ergebnisse der Studie, die auf der UN-Naturschutz- konferenz im Mai dieses Jahres in Bonn präsentiert wurden, zeigen, dass der Schutz der biologi-schen Vielfalt auch wirtschaftlich geboten ist.

Gabriel: „Ich bin sehr froh, dass die Studie weltweit positive Resonanz gefunden hat. Unter der Schirmherrschaft von UNEP werden die Beteiligten noch besser auf dem internationalen Parkett agieren können. Das ist wichtig, um auch Länder des Südens zu beteiligen, die einen Großteil des weltweiten Artenreichtums beherbergen. Die Bedeutung der biologischen Vielfalt und der damit verbundenen Leistungen für die Menschheit gewinnt angesichts immer schneller schwindender Artenzahlen und Verlusten von ganzen Ökosystemen zunehmend an ökonomischer Bedeutung. Der Schutz der biologischen Vielfalt und ihre nachhaltige Nutzung können nur erreicht werden, wenn es uns gelingt, die Hauptverantwortlichen für den Verlust von Biodiversität und Ökosystemen einzubinden. Bereits nach den ersten Zwischenergebnissen der Studie ist klar: Wir können uns wirtschaftlich den Schutz der Natur leisten – nicht aber deren Zerstörung!“

Pavan Sukhdev wies auf die ökonomische Dimension hin: „Die Investition in den Schutz der bio-logischen Vielfalt ist ein ausgezeichnetes Geschäft. Es wird erst richtig teuer für uns, wenn wir so weiter machen wie bisher.“ Für den Schutz der Biodiversität allein in den Schutzgebieten sind nach Sukhdevs Ergebnissen 45 Milliarden Dollar nötig. Der Wert der dadurch geschützten biologi-schen Vielfalt sei aber mehr als 100-mal so groß. Sukhdev betonte, dass der Erhalt der biologi-schen Vielfalt auch aus Gründen der Armutsbekämpfung wichtig ist. „Insbesondere die Armen der Welt sind vom Verlust der biologischen Vielfalt existenziell betroffen. Sie beziehen einen Großteil ihres Lebensunterhaltes aus den Leistungen der Natur. Ein Ersatz der Leistungen ist nur durch überproportionalen Einsatz von Mitteln möglich, die vielen Menschen nicht zur Verfügung stehen. Sie bleiben somit durch die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen in der Armuts-falle gefangen.“

An der TEEB-Studie unter der Federführung des Bundesumweltministeriums, der EU-Kommission und UNEP sind renommierte Universitäten wie Harvard, Liverpool und Bombay sowie die London School of Economics, die Europäische Umweltagentur und auch die OECD beteiligt. Als Botschaf-ter oder Berater konnten u. a. Persönlichkeiten wie der Ökonom Sir Nicholas Stern und die Leite-rin der Weltnaturschutzunion (IUCN), Julia Marton-Lefèvre, gewonnen werden. Vom Bonner Büro aus, das im UN-Campus, im Langen Eugen untergebracht ist, werden jetzt die Untersuchungen der zweiten Phase der Studie koordiniert. Dabei soll nach Angaben Sukhdevs neben beispielhaf-ten Wertberechnungen auch ein ökonomischer „Werkzeugkoffer“ erstellt werden, der Akteuren in Wirtschaft und Politik helfen soll, Aspekte der biologischen Vielfalt in ihre Berechnungen zur Wirt-schaftlichkeit aufzunehmen.

Für den wirtschaftlichen Wert der biologischen Vielfalt gibt es zahlreiche Beispiele:

Die Natur hat eine Vielzahl von technischen Lösungen und Geschäftsideen geliefert: Kle-befolien auf Flugzeugoberflächen nach dem Vorbild von Haifischhaut verbessern den Strömungswiderstand; selbst reinigende Oberflächen wurden durch die Blätter der Lotus-blume inspiriert; Badezimmermatten mit Saugnäpfen, die Kraken abgeschaut werden, sorgen für Sicherheit.

Fast die Hälfte aller zugelassenen Medikamente in Deutschland wird aus Pflanzenmaterial gewonnen. Der weltweite Handel mit Medikamenten auf pflanzlicher Basis beläuft sich auf jährlich schätzungsweise 500 Milliarden US-Dollar. Allein Produkte des Gingko-Baums, die hocheffektiv bei der Bekämpfung von Herzmuskelerkrankungen sind, haben einen Wert von rund 400 Millionen Dollar pro Jahr.

Aber nicht nur Pflanzen und Tiere sind nutzbare Ressourcen, sondern auch deren geneti-sche Bestandteile. Der Weltmarktwert für pharmazeutische Produkte, die aus der Nutzung natürlicher genetischer Ressourcen stammen, wird mit 75 bis 150 Milliarden Dollar pro Jahr veranschlagt. Darüber hinaus ist dieses genetische Material auch für die Forschung, Kosmetikindustrie, Biotechnologie oder Landwirtschaft von größter Bedeutung.

Hinweis: Weitere Informationen zur Studie sind in einem Hintergrundpapier auf www.bmu.de enthalten.

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